Kreiskrankenhäuser und medizinische Versorgung in den Landkreisen
Am 10. und 11. Juni fand im Landkreis Deggendorf die Schwerpunktklausur „Kreiskrankenhäuser und medizinische Versorgung in den Landkreisen“ des Bayerischen Landkreistags statt. Im Spiegel des aktuellen Stands der Krankenhausreform haben sich die bayerischen Landrätinnen und Landräte mit politisch Verantwortlichen wie der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, MdL, und verschiedenen Fachreferenten über die Krankenhausreform, intersektorale Versorgungsmodelle und den ambulanten medizinischen Bereich ausgetauscht.
Der Präsident des Bayerischen Landkreistags, Landrat Thomas Karmasin, Fürstenfeldbruck, zur Situation: „Die demografische Entwicklung stellt das gesamte Gesundheitssystem vor große Herausforderungen sowohl im stationären Bereich der Krankenhäuser als auch im Bereich der ambulanten Versorgung und der niedergelassenen Ärzte. Die Lage ist insgesamt besorgniserregend: 80 % der Krankenhäuser haben hohe Betriebskostendefizite. Die Notfallpatienten landen nicht dort, wo sie hingehören. Der Rettungsdienst wird immer mehr zum Ausfallbürgen einer verfehlten Patientensteuerung. Diese müssen in die richtige Versorgungsstruktur gebracht werden. Im ambulanten Bereich sehen wir eine zunehmende Überalterung der Ärzte bei einem gleichzeitig gewandelten Berufsverständnis der jüngeren Ärztegeneration. In immer mehr ländlichen Gebieten gibt es weder im Krankenhaus noch in den Praxen Ärzte.“
Er kritisierte: „Gleichwohl hält die Politik an überholten Strukturen und Zuständigkeiten fest. Die Chancen der Digitalisierung und der Ambulantisierung werden viel zu wenig gesehen. Wir brauchen einen umfassenden Aktionsplan des Bundes und nicht ein Stückwerk, wie es die unabgestimmt nebeneinanderher laufenden Reformpläne zur Krankenhausversorgung und zur Notfallmedizin von Karl Lauterbach zeigen. Sonst wird sich die Versorgung der Bevölkerung vor allem im ländlichen Raum in den kommenden Jahren immer weiter verschlechtern.“
„Es reicht nicht, wenn der Bund sich fernab der tatsächlichen Realitäten vor Ort Dinge ausdenkt, Zuständigkeiten vermischt, immer kompliziertere Regelungen erfindet und ohne Beteiligung der Praktiker durchsetzt. Bund und Länder müssen auf eine bedarfsgerechte, bürgernahe und bezahlbare medizinische Versorgung im stationären wie ambulanten Bereich hinwirken“, so Karmasin weiter.
„Wir brauchen Antworten auf die Finanznöte der Krankenhäuser, auf den sich verschärfenden Personalmangel und auf nicht mehr funktionierende Strukturen. Insbesondere muss der Bund sofort mehr Geld ins System geben, um den finanziellen Kollaps unzähliger Krankenhäuser überhaupt noch zu verhindern“, so Thomas Karmasin.
„Wir fordern zudem vom Freistaat Bayern eine Krankenhausplanung, die diesen Namen auch verdient. Das bedeutet konkret, dass der Freistaat bayernweit auf einer soliden Datengrundlage eine zukunftsorientierte Strukturplanung im Hinblick auf Bedarf, Qualität und Erreichbarkeit macht. Das gilt vor allem für den Bereich der notfallmedizinischen Versorgung“, so der Präsident abschließend.
Neben der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, MdL, haben u.a. Landrat Thomas Eichinger, Landsberg am Lech, Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales beim Bayerischen Landkreistag, der gastgebende Landrat Bernd Sibler, Deggendorf, Prof. Dr. Eckhard Nagel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Integrierte Versorgung, Prof. Dr. Christian K. Lackner, Enneker-Stiftung, Roland Engehausen, Geschäftsführer Bayerische Krankenhausgesellschaft, Landrat a.D. Thomas Reumann, Reutlingen, Dr. Christian Pfeiffer, Kassenärztliche Vereinigung Bayern, Dr. Tobias Gantner und Dr. Andreas Bachmeier, Engel & Zimmermann, die Zukunftsfragen rund um die Sicherstellung der stationären und ambulanten Versorgung im ländlichen Raum mit den bayerischen Landrätinnen und Landräten diskutiert. Währenddessen ist durch das Nichtstun des Bundes das Defizit der bayerischen Krankenhäuser stündlich weitergewachsen.